Erich Fromm-Studientag 2025: Die 4-Tage-Woche im Lichte von gesellschaftlichem Wandel, Erschöpfung und psychischen Bedürfnissen
Am 28. November 2025 ab 14:00 Uhr in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin

«Oberflächlich gesehen funktionieren die Menschen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben recht gut. Aber es wäre gefährlich zu übersehen,
wie tief unglücklich sie […] sind. Wenn das Leben seine Bedeutung verliert, weil es nicht mehr selbst gelebt wird, gerät der Mensch in Verzweiflung.»
(Erich Fromm in „Die Furcht vor der Freiheit“ (1941a) GA I, S. 259)

Unsere Gesellschaft leidet zunehmend unter den Folgen struktureller Überforderung: In den vergangenen zwanzig Jahren sind die Fehltage aufgrund von Burn-out um mehr als das 21-Fache angestiegen. Bereits der Humanist und Sozialpsychologe Erich Fromm (1900–1980) erkannte die tiefgreifenden Symptome einer kranken Gesellschaft und stellte die Frage nach möglichen Wegen aus dieser Krise. Fromm sah im sogenannten „produktiven Charakter“ das zentrale Potenzial für eine gesunde Gesellschaft – eine Gesellschaft, die sich durch Widerstandskraft gegenüber Entfremdung, Konsumorientierung und sozialer Ungleichheit auszeichnet. Eine solche Gesellschaft würde nicht primär auf materiellen Besitz oder äußeren Erfolg setzen, sondern auf menschliches Wachstum, sinnstiftendes Handeln und gelebte Verbundenheit.

In diesem Sinne sind Modelle wie die Arbeitszeitverkürzung bei Lohnausgleich – etwa die Einführung einer 4-Tage-Woche – von besonderem Interesse. Studien belegen hierzu überwältigend positive Effekte auf die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten. Doch der Blick auf die aktuelle politische Entwicklung wirft Fragen auf: Der Koalitionsvertrag der amtierenden Bundesregierung legt den Schwerpunkt auf eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und setzt steuerliche Anreize für Mehrarbeit.

Vor diesem Hintergrund drängt sich eine grundlegende Frage auf: Führt der gewonnene Zeitwohlstand tatsächlich zu einer produktiven Orientierung im Sinne Fromms – oder bleibt er letztlich doch nur eine Nebelkerze, die grundlegende Veränderungen verhindert?


Für eine Teilnahme bitten wir um eine Anmeldung bis zum 15. November 2025 unter sozialpolitik@fes.de.


Programm:

FREITAG, 28.11.2025

14:00 Begrüßung durch die Tagungsleitung

14:20 Veit Hailperin – „Die Flucht vor der Freizeit – Möglichkeiten und Grenzen der 4-Tage-Woche zur Förderung des produktiven Charakters“

15:05 Kaffeepause

15:35 Dr. Hannah Schade – „Wege aus einer erschöpften Gesellschaft – Humanisierung beginnt mit Erholung“

16:15 Dr. Nils Backhaus – „Die Kunst des (gesunden) Lebens? Warum kürzere Arbeitszeiten gesundheitsförderlich sein können“

17:00 Kaffeepause

17:20 Kleine Diskussionsgruppen zu spezifischen Themen

18:00 Abendsnack

18:45 Podiumsdiskussion mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Gewerkschaften zum Thema: “Die 4-Tage-Woche als Schlüssel zu einer gesunden Gesellschaft”:

  • Prof. Dr. Beate Zimpelmann
  • Prof. Dr. Brigtta Danuser
  • Jan Dieren
  • Stefan Boes

20:15 Abschluss der Tagung


Kooperation

Die Tagung ist eine Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Hans-Böckler-Stiftung:


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